| Ratgeber - Richtig entsorgen

Digitale Lernallianzen: Der Wertstoffhof der Zukunft

Unsere Gruppe besteht aus den Mitgliedern Adrian Abeling, Aeneas Höhne, Jule Mark, Lara Schenkel, Lennox Fischer und Stamen Bankov (v.l.n.r.)

Ein Unternehmen, das seit den 1970er-Jahren für Nachhaltigkeit und Gewissenhaftigkeit steht, muss sich in der heutigen Zeit mit vollständig neuen Problematiken auseinandersetzen, die, gesellschaftsgeschichtlich betrachtet, erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit entstanden sind. Konkret benennen lassen sich diese Probleme vor allem im Zusammenhang mit der Digitalisierung, die vor circa 22 Jahren auch in Deutschland Einzug gehalten hat. Nicht nur Privatpersonen befinden sich seitdem unter konstantem Druck, mit den immer schneller fortschreitenden, technischen Innovationen der Industrie Schritt zu halten.

Die Digitalisierung beschränkt sich nicht bloß auf Alltagsgegenstände und Routinen des kleinen Bürgers, sondern entscheidet inzwischen auch maßgeblich über das Schicksal und die Zukunft namhafter Unternehmen, die bisher ein Netzwerk in der analogen Welt aufbauten, sich nun aber konfrontiert sehen mit einer neuen Generation von Technologie. Ebenso wie einer neuen Generation von Kunden, die mit veränderten Ansprüchen und Erwartungen an das Unternehmen herantreten. Um den durchaus komplizierten Prozess der Modernisierung zu starten, ergibt es häufig Sinn, die eigene Problematik von einem neuen Standpunkt aus zu sehen. Dazu entschied sich auch die AWG Bassum, die sich zu diesem Zweck für eine Teilnahme bei den Digitalen Lernallianzen (DLA) entschied.

Die DLA dienen dazu, Unternehmen und Schülern einen Austausch zu ermöglichen. Die teilnehmenden Unternehmen stellen den Schulgruppen berufsbezogene Aufgaben und erhalten neue Perspektiven auf ihre Projekte. Die Schüler wiederum sind in der Lage, wertvolle Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen zu erlangen und erhalten Einblicke in die Ausbildungsberufe der Unternehmen.

Für diese Runde der DLA widmete sich die AbfallWirtschaftsGesellschaft mbH (AWG) Bassum der Frage, ob und wie eine sinnvolle Modernisierung der Produktions- und Serviceprozesse auf ihren vier Wertstoffhöfen vonstattengehen könnte.

Die AWG Bassum ist als 100-prozentiges Tochterunternehmen des Landkreises Diepholz mit der Abfall- und Kreislaufwirtschaft im rund 2.000 Quadratkilometer großen Landkreis betraut. Zusätzlich zur Abfallsammlung und -entsorgung bietet die AWG Bassum diverse Dienstleistungen wie einen Container- und Sperrabfallservice an und vermarktet über ihr Tochterunternehmen, der Humus-Vermarktungs-GmbH (BassHum), unter anderem Qualitäts-Kompost aus den Bioabfällen des Kompostwerkes in Bassum. Um also die Frage zu klären, wie ein Überleben in der Zeit der Digitalisierung und der zunehmenden Popularität des Systems „Industrie 4.0“ möglich ist, wurde diese Aufgabe stellvertretend durch die DLA an unsere Gruppe gestellt.

 

Unsere Aufgabe

Die Aufgabe, die an uns gestellt wurde, befasst sich damit, den „Wertstoffhof der Zukunft“ zu entwickeln, beziehungsweise uns Gedanken zu machen und ein Konzept zu erstellen, das diesem Wertstoffhof der Zukunft im Zeichen der Digitalisierung gerecht wird.

Unser Ansatz

Das für unser Projekt erste wegweisende Ereignis bestand darin, den sogenannten Praxistag wahrzunehmen, den die AWG uns in ihrem Entsorgungszentrum in Bassum anbot. Dort war es uns dann das erste Mal möglich, die Ausmaße des Unternehmens zu beurteilen. Hierbei wurde auch ersichtlich, dass bereits eine sehr fortschrittliche Behandlung aller Entsorgungs- und Produktionsverfahren vorliegt. Dieser Faktor wurde unter anderem in der sehr modernen Sicherheitsausrüstung sichtbar, deren Nutzung die AWG zu einem Musterbeispiel für Arbeitsschutz in ihrer Branche macht. Wir erhielten weiterhin eine Führung über das gesamte Gelände und waren auch in der Lage, mit den Mitwirkenden vor Ort zu sprechen, wodurch wir zusätzlich von der Erfahrung langjähriger Angestellter profitieren konnten und die Ansprüche, die wir an unser Endergebnis stellen, präzisierten.

 

Zudem nahmen wir das Angebot an, einen zweiten Praxistag bei der Zweigstelle in Aschen durchzuführen. Das dort vorhandene, deutlich kleinere System, dessen Arbeitsweise sich in viele Punkten von den uns bekannten Prozessen unterschied, erwies sich als weitere Herausforderung bei unserer Konzeptentwicklung. Der Besuch stellte sich jedoch als Erfolg heraus, da wir nun mit der Anpassung eines universellen Systems beginnen konnten, dass auch die Ansprüche räumlich begrenzter Einrichtungen erfüllt.

Parallel zu unseren Praxiserfahrungen begannen wir, eine Umfrage durchzuführen. Es erschien uns sinnvoll, die Konzeption auf den Wünschen und Ansprüchen aktueller und auch zukünftiger Kunden basieren zu lassen, um an eine Lösung zu gelangen, die für alle Personengruppen die höchste Effizienz bietet. Diese repräsentative Umfrage führten wir unter den drei höheren Jahrgängen unserer Schule durch und stellten die Ergebnisse zusammen, sodass wir sie bei der weiteren Entwicklung nutzen konnten.

Im Anschluss daran bearbeiteten wir - schrittweise den Prozess verfolgend, der die Kunden betrifft - einige Konzeptionen, die wir entweder verworfen oder so anpassten, dass ihre Nutzung entweder den Kunden oder den Angestellten einzelne Arbeitsschritte vereinfachen oder sogar vollständig abnehmen würden.

 

Unser Ergebnis

Unser Ergebnis sollte auf zwei Leitsätzen aufgebaut sein. Zuallererst sollte es dem Wandel zur Industrie 4.0 und der Digitalisierung jedes Lebenssektors gerecht werden. Dadurch ergab sich der erste offensichtliche Anspruch:

 

„Der Wertstoffhof der Zukunft ist digital.“

 

Nicht für jeden Arbeitsschritt sollte eine Arbeitskraft wertvolle Energie und Zeit aufwenden. Bestimmte Vorgänge sollten automatisch und ferngesteuert durchgeführt werden können, um das Personal dort einzusetzen, wo es wirklich gebraucht wird.

Weiterhin sollte aber auch der inzwischen überall präsente Gedanke der Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt werden. Ressourcenschonung und der Wandel zum ökologischen Bewusstsein sind heutzutage präsenter denn je, wodurch sich auch der nächste Anspruch ergab, den wir an unser Ergebnis stellten:

 

„Der Wertstoffhof der Zukunft ist nachhaltig.“

 

Nachhaltigkeit in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. An diesem Punkt muss erwähnt werden, dass die AWG im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit sehr weit fortgeschritten ist, und wir nur lediglich eine kleine Änderung vornahmen. Die Konzeption, die wir auf Basis dieser beiden Ansprüche an uns entwickelten, zielt also darauf ab, sowohl den Dienstleistern als auch den Kunden eine erhöhte Effizienz zu ermöglichen.

Wir begannen damit, ein platzsparendes Modell zu entwickeln, das es uns ermöglichen würde, den Wertstoffhof der Zukunft zu verkleinern, doch mit höherer Kapazität auszustatten. Durch dieses Vorgehen wurden wir der zunehmend dichteren Bebauung gerecht und sind in der Lage, den Wertstoffhof näher an beziehungsweise in die Stadt zu bringen. Gleichzeitig halten wir den räumlichen Aufwand sowie die Flächenversiegelung so gering wie möglich. Um das zu erreichen, erschien es sinnvoll, vom traditionell zweidimensionalen Design Abstand zu nehmen und unsere Konzeption teilweise unterirdisch zu gestalten.

Es stellte sich jedoch heraus, dass eine solche Entwicklung mit erhöhtem Wartungsanspruch sowie einem verkomplizierten Betrieb einherginge. Um also den oben beschriebenen Effizienzansprüchen folgeleisten zu können arbeiteten wir zudem mit einer Fernsteuerung, die vom Arbeitsplatz aus bedient werden kann, um die Kontrolle des Systems mit minimalem Zeit- und Kraftaufwand zu gestalten. Aus Sicherheitsgründen sahen wir von einer Automatisierung dieses Vorgangs ab.

Der Begriff der Nachhaltigkeit lässt sich vielfältig definieren und unter Berücksichtigung zahlreicher Punkte kann diskutiert werden, ob etwas nachhaltig ist oder nicht. Dennoch besteht Einigkeit darüber, dass die Wegwerfgesellschaft der heutigen Zeit nicht nachhaltig ist. Dass diese Wegwerfgesellschaft vorhanden ist, wurde bei unseren Besuchen auf dem Wertstoffhöfen besonders deutlich. Mit teilweise erschreckender Frequenz konnten wir außer- und innerhalb der Abfallcontainer angelieferte Gegenstände ausmachen, die ihre Lebensdauer augenscheinlich noch lange nicht unterschritten hatten. Der Gedanke, diese Dinge erneut zu verwenden, lag dementsprechend nahe. Zu unserer Befriedigung konnten wir feststellen, dass die AWG bereits damit angefangen hat, vor allem betrifft das Elektro-Kleingeräte. Mit der Aktion "Spenden statt entsorgen" werden Elektro-Kleingeräte ohne Defekte oder mit nur kleinen Mängeln von Reparatur-Cafés repariert und an Bedürftige weitergegeben. Wir entschlossen uns also, das vorhandene Programm zu erweitern und eine eigene Einrichtung dafür zu entwickeln.

Dieser als „Second-Hand-Station“ ausgewiesene Komplex soll dazu dienen, jede Art von Produkt, dessen Zustand noch angemessen ist, zu sammeln und erneut in Umlauf zu bringen. Zudem soll eine solche Einrichtung auch die Kunden anregen, sich eigenständig der Auseinandersetzung mit dem, was sie für Wertstoffe halten, zu widmen, um ein Bewusstsein für deren Wegwerfverhalten zu schaffen. Die Einrichtung sollte primär in umgebauten Containern entstehen, sodass eine Neupositionierung jederzeit möglich ist und keine baulichen Maßnahmen für fest installierte Gebäude gestört werden.

Der Wertstoffhof der Zukunft darf nicht einzig und allein auf dem Gedanken der Digitalisierung entstehen. Vielmehr geht es darum, höhere Effizienzansprüchen zu erfüllen sowie ein System zu erstellen, das keine fremde Welt darstellt, in der Abfall abgeladen wird. Der Bürger muss sich bewusst sein, dass sein Konsumverhalten und seine Einstellung gegenüber den daraus hervorgehenden Wertstoffen und Entsorgungsgütern maßgeblich dazu beitragen können, in welche Richtung das Verhalten der Menschen beeinflusst wird. Es muss ein Bewusstsein zur Nachhaltigkeit und dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen geschaffen werden. Zu diesem Zweck muss, unter Berücksichtigung aller Effizienzfaktoren, gewährleistet sein, dass jede und jeder Einzelne an den Wertstoffkreislauf herangeführt wird. Nur dadurch kann eine nachhaltige Veränderung des Konsumbewusstseins erfolgen.

 

„Der Wertstoffhof der Zukunft beeinflusst aktiv den gesellschaftlichen Wandel.“

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