| Ratgeber - Richtig entsorgen
Digitale Lernallianzen: Eine Reportage der KGS Leeste
Gibt es wirklich immer noch Menschen, die Plastik in der Biotonne entsorgen? Diese Frage haben wir - Yannik, Benita, Amy und Felina (Foto v. l. n. r.) aus dem elften Jahrgang der KGS Leeste - uns gestellt, als wir zu Beginn der "Digitalen Lernallianzen" Kontakt zur AWG Bassum hatten. Für das Projekt, welches von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Projekt- und Servicegesellschaft organisiert und von der Agentur für Arbeit sowie dem Fachkräftebündnis (Europäischer Sozialfond) unterstützt wird, arbeiten Schulen und Unternehmen zusammen. Die Schülerinnen erhalten zum einen einen Einblick in den digitalen Fortschritt des Betriebs und stellt sich zum anderen einer betriebsnahen Praxisaufgabe.
Die AWG Bassum suchte Schulgruppen, die sich mit dem Thema Plastik in der Biotonne auseinandersetzen und eine Reportage dazu erstellen möchten. Für uns eine sehr interessante Aufgabenstellung, der wir uns gerne angenommen haben. Um möglichst viele Daten für die Reportage zu bekommen, haben wir eine Online-Umfrage erstellt, eine Tonnenkontrolle in unserer Nachbarschaft durchgeführt und im Zuge eines so genannten Praxistags das Entsorgungszentrum in Bassum kennengelernt.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Alles beginnt hier
Schuhe und ein Fußball. Diese Sachen würde man als erstes in einer Sportumkleide oder in einem Kinderzimmer vermuten. Aber zwischen Grünabfall? Dementsprechend überrascht waren wir bei unserem Besuch im Entsorgungszentrum Bassum. Zu Beginn des Projektes haben wir an einem Praxistag eine Führung über das Gelände der AWG Bassum in Klövenhausen erhalten. Privatkundinnen und -kunden können im vorderen Bereich Abfälle auf dem Wertstoffhof, im Biomassezentrum und beim Problemabfallzwischenlager (PAZ) abgeben. Die Entsorgungsfahrzeuge der AWG steuern hingegen den hinteren Abschnitt an. Hier befinden sich die Restabfallbehandlungsanlage (RABA) und das Kompostwerk. Gerade das Kompostwerk hat für unser Projekt die meiste Relevanz.
Wir durften uns selber ein Bild von dem Trennverhalten der Landkreisbevölkerung machen. Dabei fielen vermehrt Plastiktüten ins Auge, welche nicht im Bioabfall zu entsorgen sind. In einem Gespräch stand uns der Leiter des Kompostwerkes, Maik Paul, Rede und Antwort. Dieser berichtete aus Erfahrung, dass die Menge, der fehlerhaft entsorgten Gegenstände zwar optisch drastisch aussieht. Im prozentualem Vergleich machen diese jedoch nur einen geringen Anteil aus. Dennoch müsse jede Plastiktüte, jedes versehentlich entsorgte
Küchenutensil und jedes achtlos entsorgte Werkzeug sowie Konservendosen im Bioabfall verhindert werden. Nur so könne hochwertiger Kompost gewährleistet sein. Außerdem können Metallteile auch für die Mitarbeiter und Maschinen vor Ort gefährlich werden, da die Abfälle zur Vorsortierung maschinell zerkleinert werden.
Aufgrund dessen haben wir nachgefragt, mit welchen Maßnahmen versucht wird, das Abfalltrennungsverhalten der Gesellschaft zu verbessern. Ganz vorne an steht die Aufklärungsarbeit. Und das nicht nur über Plakat-Kampagnen und Beiträgen in den sozialen Medien, sondern bereits im Kindesalter. Hierbei wird auch auf die Unterstützung der Kindergärten und Schulen gesetzt. Kindern soll früh beigebracht werden, wie richtige Abfalltrennung funktioniert. So können sie vielleicht schon zu Hause ihre Eltern ansprechen, wenn etwas falsch entsorgt wird und damit an die Vorbildfunktion anknüpfen. Somit ist man in der Lage, die Aufklärung direkt in die privaten Haushalte zu bringen. Nach dem Gespräch mit Maik Paul sind auch wir zu dem Entschluss gekommen, dass eine möglichst weitreichende Aufklärung die bestmögliche Maßnahme für das Verbessern der Abfalltrennung ist. Um ein möglichst großes Feld abzudecken, haben wir uns ebenfalls innerhalb der Gruppe Gedanken gemacht. Hierfür sollte man beispielsweise Präsentationen für Schulen erstellen, Flyer an die Bürger verteilen oder auch Berichte zum Nachlesen auf der Homepage verfassen.
Mit Taschenlampe auf Tonnen-Safari
Durch unseren Besuch im Kompostwerk wurde unsere Neugier erst Recht geweckt und wir wollten wissen, wie es mit den Bio-Tonnen in unserer Nachbarschaft bestellt ist. Darum haben wir uns dazu entschieden, eine Tonnenkontrolle in den Leester Wohngebieten durchzuführen. Gemeinsam mit Dominik Albrecht von der AWG Bassum haben wir uns am Abend vor der Tonnenleerung getroffen. Ausgestattet mit Informationsflyern der Kampagne #wirfürbio, Taschenlampen, selbst erstellten Statistikbögen und Aufklebern haben wir uns auf den Weg gemacht.
Auf den Bögen haben wir festgehalten, ob und welche Fehlwürfe in der Tonne waren. Auf den Deckeln falsch befüllter Tonnen haben wir einen Aufkleber mit dem Hinweis "Trenn dich hier von Plastik" geklebt. In den Briefkasten des dazugehörigen Hauses haben wir eine Info-Broschüre geworfen. Auf diese Weise haben wir die Anwohner über ihr Fehlverhalten aufgeklärt, ohne sie zu überrumpeln. Nach etwa zwei Stunden und 90 kontrollierten Behältern waren wir vom Ergebnis überrascht. In 18 Behältern haben wir, teilweise sehr offensichtlich und manchmal auch eher unauffällig, Plastiktüten vorgefunden. Dabei
handelte es sich sowohl um "normale" Tüten also auch so genannte biologisch abbaubare. Überraschend deswegen, weil wir mit deutlich weniger falsch befüllten Behältern gerechnet haben. Während unserer Kontrolle haben wir 60 Bio-Tonnen kontrollieren können. Von den kontrollierten 60 Behältern wiesen 15 mindestens eine falsche Abfallart auf. Dies entspricht einer Quote von 25% Prozent. Die Fehlwürfe selbst bestanden hauptsächlich aus den bereits angesprochenen kompostierbaren aber auch normalen Plastiktüten. Dieses Ergebnis war für uns selbst ziemlich erschreckend. Durch die gesammelten Erfahrungen, fühlten wir uns noch verantwortlicher, dieses Thema an die Menschen heranzubringen, um die stark auftretenden Fehlwürfe zu verringern oder bestenfalls komplett zu verhindern.
Wir haben 190 Menschen gefragt ...
Für weitere Eindrücke haben wir eine Umfrage erstellt, die in unserer Schule, im Bekanntenkreis sowie auf den Online-Präsenzen der AWG Bassum geteilt wurde. Dadurch konnten wir viele Menschen erreichen. 190 Freiwillige haben nach Ablauf der Umfragefrist teilgenommen. Dies ermöglichte uns hilfreiche weitere Eindrücke. Für die Umfrage war uns wichtig, dass wir die Menschen über die sogenannten „kompostierbaren“ Plastiktüten und die Abfalltrennung so kurz wie möglich aufklären und nicht durch ausschweifende Erklärungen und einer Vielzahl an Fragen abzuschrecken. Aus diesem Grund haben wir zu den Fragen auch kurze Informationstexte erstellt, um Ihnen eine Hilfestellung zur richtigen Beantwortung der Fragen zu geben und die Erklärung zum richtigen Handeln.
Mit den Fragen wollten wir schauen, ob die Menschen überhaupt wissen, wofür „kompostierbar“ im Bezug auf Plastiktüten überhaupt steht und ob sie wissen, was sie da kaufen. Des Weiteren wollten wir in Erfahrung bringen, ob Sie die Tüten richtig einsetzen - nämlich für Rest- statt Bioabfälle. Mit einem aufklärenden kurzen Text am Ende der Fragen haben wir sie über die richtige Entsorgung informiert, um eventuelle Fehlwürfe für die Zukunft zu verhindern.
Im Ergebnis zeigt sich, dass fast 100 der 190 Befragten Menschen „kompostierbare“ Plastiktüten für die Entsorgung ihrer Bioabfälle nutzen (würden). Ebenfalls ist noch einmal deutlich geworden, dass ein Teil der Menschen diese Tüten kaufen und verwenden, ohne sie korrekt anzuwenden.
Papier statt Plastik
Wir wurden über die Problematik aufgeklärt, dass „kompostierbare“ Plastiktüten nicht in der Biotonne zu entsorgen sind, viele Menschen dies jedoch in dem Glauben tun, dass die „kompostierbaren“ Plastiktüten zu 100 Prozent biologisch abbaubar sind. Dadurch landet ein Teil des Plastikabfalls, der nicht aussortiert werden konnte, in unserem Kompost.
Für uns war das sehr lehrreich, weil wir uns somit mehr im Klaren über unser eigenes Trennverfahren und das unsere Mitbürger waren. Helfen auch Sie mit, die Abfalltrennung unserer Gesellschaft zu verbessern, indem Sie
Papier- statt Plastiktüten kaufen. Diese sind im Handel und über die Wertstoffhöfe der AWG Bassum für 2,50 Euro pro 50er-Paket zu erwerben.